BasisBibel

BasisBibel. Das Neue Testament und die Psalmen, Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft 2011-2013, App für iOS und Android. EUR 12,99. Kostenfrei ist die App „BasisBibelLite” (Lukasevangelium und ausgewählte Psalmen).

BasisBibel. Das Neue Testament und die Psalmen, Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft 2012. 1207 S. (NT), 222 S. (PS), 15* S. (Landkarten), flexibler Einband. ISBN 978-3-438-00974-6 (verschiedene ISBN, je nach Einbandfarbe). EUR 19,00.

Autor der Rezension: Michael Hölscher

Erstellt: Juli 2014

Crossmediales Bibelprojekt

Mit einem crossmedialen Bibelprojekt wagt sich die Deutsche Bibelgesellschaft in die vernetzte digitale Welt. Die BasisBibel - bisher sind NT und Psalmen abgeschlossen, die Übertragung des AT ist im Gange - ist nicht einfach eine Bibel, die genau das in elektronischer Form bietet, was die gedruckte Version ohnehin schon beinhaltet. Die BasisBibel entwirft ein ganz eigenes Prinzip des Übersetzens, das an den modernen Lesegewohnheiten orientiert ist. Konkret hat man das Lesen an Bildschirmen und auf mobilen Endgeräten im Blick. Auch der Schriftsatz ist auf die modernen Medien ausgerichtet. Darüber hinaus nutzt die hier rezensierte App die Möglichkeiten, die die Hyperlinks bieten, um den gebotenen Bibeltext mit dem ebenfalls enthaltenen Lexikon zu verknüpfen, und gibt so den Leserinnen und Lesern zugleich eine Lese- und Interpretationshilfe mit an die Hand. Als „die erste wirklich crossmediale Bibel” (12*, Seitenzahlen beziehen sich immer auf die Printausgabe) darf sich diese Bibel bezeichnen, weil App und die ebenfalls hier rezensierte Print-Ausgabe gewissermaßen zusammenarbeiten und in sich schon vernetzt angelegt sind. In der App lässt sich etwa der Text aufrufen, der auf einer bestimmten Seite der Printausgabe präsentiert wird, und jede Seite der Printausgabe lässt sich über einen in der Fußzeile notierten Link auch online - und zwar frei verfügbar unter www.basisbibel.de - aufrufen. Damit ist diese Bibel beispielsweise für Gruppen geeignet, die gemeinsam den gleichen Text lesen möchten, diesen aber auf verschiedenen Trägermedien vorliegen haben.

Funktionsbeschreibung der App

Nach dem Öffnen des Programms wird direkt der zuletzt gelesene Bibeltext angezeigt (nach der Erstinstallation Mt 1). Der Text selbst lässt sich mit leichtem Tippen am linken oder rechten Rand problemlos kapitelweise vor- und zurückblättern. Fast in jedem Vers des Bibeltextes sind Wörter oder Wendungen als Hyperlinks markiert. Mit einem Klick - besser gesagt: mit einem Fingertippen - lassen sich gleichermaßen hilfreiche wie knappe Hintergrundinformationen zu den Begriffen aufrufen, die dann im unteren Bereich des Bildschirms aufscheinen und problemlos geschlossen werden können, sodass sie beim Weiterlesen nicht stören. Ein Klick auf das Erklärungsfenster öffnet jeweils den vollständigen Artikel im Lexikon.

Abbildung 1: So sieht eine Seite mit Bibeltext aus. Unten im Bild sind die fünf Menüsymbole zu sehen.

Abbildung 2: Tippt man im Bibeltext auf einen Hyperlink, öffnet sich ein Fenster mit einer Erklärung. Wenn zu diesem Begriff auch ein ausführlicher Lexikonartikel vorliegt, gelangt man über den Button „Lexikon” dorthin.

Die Menü-Funktionen

Am unteren Bildschirmrand befinden sich fünf Menüsymbole, über die alle weiteren Funktionen zu bedienen sind.
1. Die Suchfunktion erlaubt auf unterschiedliche Weise Zugriff auf den Bibeltext. So sind neben direkter Bibelstelleneingabe über Kapitel- und Versnummer auch das Aufschlagen einer Buchseite der Printversion, eine Volltextsuche, sowie das Aufrufen von Bibeltext über Perikopenüberschriften (für das jeweils geöffnete biblische Buch) möglich. Unter „Verlauf” werden die zuletzt gelesenen Texte archiviert.

Abbildung 3: Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten, Bibeltexte in der App aufzuschlagen bzw. zu suchen.

2. Über das zweite Menüsymbol hat man Zugriff auf verschiedene „Tools” (Lesezeichen, eigene Notizen, den ausgewählten Bibelleseplan) und die Bibliothek, die neben Einführungen zu den neutestamentlichen Schriften (eine Einführung zu den Psalmen ist in der Printfassung zwar vorhanden, fehlt aber in der App!) auch ein Lexikon, eine Themenliste, die ausgewählte Bibelstellen zu diesen Themen listet, sowie eine Medienbibliothek (mit Bildern, Karten, Videos und Zeitleiste) bietet. Die Einführungen zu den biblischen Büchern sind durchweg in einfacher Sprache gehalten, bieten eine grobe zeitliche Einordnung der jeweiligen Schrift (soweit geprüft gängigen Forschungsmeinungen entsprechend) und beschreiben die grobe Struktur der jeweiligen Schrift.

Abbildung 4: Einstiegsseite des Lexikons

Abbildung 5: Übersicht über die bereitgestellte Kartenauswahl

Abbildung 6: Einstiegsseite zur Bild-Datenbank

3. Mit der Druckfunktion kann man - falls verfügbar - auf Drucker zugreifen und ausgewählte Textabschnitte ausdrucken.
4. Der Menüpunkt „Einstellungen” ermöglicht u. a. Anpassungen der Bildschirmanzeige oder die Auswahl des eigenen Bibelleseplans.
5. Mit der Vollbildfunktion lassen sich die hier beschriebene Menüzeile und die Kopfzeile ausblenden.

Die Aufteilung der Menü-Funktionen scheint nicht in jedem Detail durchdacht zu sein. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn man den großen Punkt „Tools und Bibliothek” in zwei Punkte aufgeteilt hätte. Die Druckfunktion hätte problemlos noch bei den „Tools” Platz gefunden.

Zur Art und Weise der Übersetzung und der satztechnischen Anordnung des Textes

Es handelt sich hier um eine kommunikative, also an den Gepflogenheiten der Zielsprache und dem Zielpublikum orientierte Übersetzung, die „jedoch wesentlich zurückhaltender” (8*) vorgeht als andere kommunikative Übersetzungen, also etwa theologische Termini möglichst mit demselben deutschen Wort wiedergibt (was vermutlich der Kompatibilität mit dem Lexikon geschuldet ist). Bei der zielsprachlichen Syntax folgen die Übersetzerinnen und Übersetzer „dem Prinzip der ‚linearen Informationsvermittlung‘” (9*), indem sie umständliche Satzkonstruktionen vermeiden, in abgeschlossenen Sinneinheiten formulieren und konsequent darauf achten, dass ein Satz niemals mehr als 16 Wörter und einen Nebensatz enthält. Bei den Sinneinheiten orientiert man sich grundsätzlich an den Strukturen, die im Griechischen und im Hebräischen syntaktisch vorgegeben sind (vgl. zur Übersetzung insgesamt 7*-11*). Auch typographisch wird dieser Aspekt des Übersetzens unterstrichen, indem der Text im Flattersatz gesetzt ist und jede Zeile eine Sinneinheit darstellt.

Bei aller Ausrichtung an der Zielsprache bleiben Luthers Übersetzungsideale das leitende Prinzip (vgl. 10f.*), was man etwa daran merkt, dass man bei den Alphabetpsalmen die hebräischen Buchstaben jeweils am Rand notiert hat (z.B. Ps 111f.; 119), sodass hier eine wichtige Grundidee des Urtextes auch in der Zielsprache nachvollziehbar bleibt.

Um einen Eindruck zu bekommen, hier als Beispiel die Übersetzung von Mt 11,20f. (in der App mit Hyperlinks versehene Worte sind kursiv wiedergegeben):

„20 Dann machte Jesus den Städten Vorwürfe,
in denen er die meisten Wunder getan hatte.
Er hielt ihren Bewohnern vor, dass sie sich nicht ändern wollten:
21 „Wie schrecklich für dich, Chorazin!
Wie schrecklich für dich, Betsaida!
Wären in Tyrus und Sidon die Wunder passiert,
die ich bei euch vollbracht habe:
Die Menschen hätten schon längst den Sack angelegt
und sich Asche auf den Kopf gestreut
und ihr Leben geändert […]”

Zur Gestaltung der Printausgabe

Der Text ist in der Printausgabe gleich gesetzt wie in der App. Wörter, zu denen Erklärungen verfügbar sind, sind auch hier farbig markiert, nur finden sich die Erklärungen, die in der App in einem neuen Fenster erscheinen, in der Printausgabe als Marginalien am Seitenrand. Die Erklärungen zu den einzelnen biblischen Büchern, die in der App separat über die Bibliothek abzurufen sind, werden in der Printausgabe jeweils zu Beginn des biblischen Buches abgedruckt. Über das gesamte Buch verteilt finden sich die Seiten, die Bibelstellen zu einzelnen Themen auflisten (etwa: „Vertrauen”, „Krankheit”, „Ostern”, „Ehe” usw.). Diese sind mit Hilfe des farbigen Registers beim Durchblättern leicht zu finden. Eine Auswahl von Karten ist im Anhang am Ende des Buches angefügt. Weitere Karten sowie Bilder und Videos sind (z.T. naturgemäß) nicht im Buch zu finden, sondern nur über die App aufzurufen.

Abschließende Bewertung

In der Tat lässt sich die BasisBibel sehr gut lesen, was daran liegt, dass die Art und Weise des Übersetzens durch die Typographie unterstützt ist. Wie es die Herausgeberinnen und Herausgeber beabsichtigt haben, wird dadurch insbesondere das Lesen am Bildschirm und auf Mobilgeräten tatsächlich erleichtert.

Nicht immer nachvollziehbar ist die Auswahl der Begriffe, die mit einem Link bzw. einer Marginalie versehen sind. Warum etwa werden in der digitalen Fassung von Mt 1 Abraham, Isaak, Jakob, Juda und Tamar erklärt, nicht aber Perez, Serach, Hezron, Ram und Amminadab (um nur einige Namen zu nennen)? Die Leserschaft, die die BasisBibel im Blick hat, wird hier wohl kaum selbst zwischen bedeutsamen und weniger bedeutsamen Charakteren zu unterscheiden wissen. Die Printausgabe verzichtet gleich vollständig auf die Erklärung der alttestamentlichen Namen, vermutlich weil der Raum am Seitenrand beschränkt ist. Zudem fällt auf, dass nicht jeder Begriff konsequent an allen Stellen, an denen er vorkommt, mit einem Link versehen ist. Der Begriff „Frevler” etwa, an dem man trotz aller Zielsprachenorientierung zumindest in den Psalmen festhält, wird in der digitalen Fassung an manchen Stellen mit einem Link versehen (z.B. in Ps 1,1), an anderen aber nicht (etwa in Ps 147,6; hier liefert nur die Printausgabe die Erklärung). Hier wäre also etwas mehr Einheitlichkeit wünschenswert gewesen.

Dennoch handelt es sich bei dem Projekt BasisBibel um ein zukunftsweisendes Projekt, das sicher in Schule und Gemeinde auf reges Interesse stoßen wird, und durch den besonderen Lesekomfort auch darüber hinaus bei Studierenden und Bibellesenden aller Art von Interesse sein dürfte.

Weitere Informationen

www.basisbibel.de
Die App zur Basisbibel wird hier in einem Video vorgestellt.
Und hier findet sich ein Hintergrundbericht zum Übersetzungsprojekt BasisBibel.