Erstellt: 01. November 2019
Autor des Testberichts: Prof. Dr. Thomas Hieke

Die Bibelsoftware Accordance wird seit November 2019 in der Version 13 angeboten. Grundsätzliches zu Accordance (Versionen 10 und 12) findet sich hier.

Accordance (hg. von Oak Tree Software, Inc.) wirbt mit dem englischsprachigen Motto „Go Where Inspiration Leads“ – das kann und soll man vermutlich auf zweierlei Weisen lesen: Zum einen ist die Inspiration der theologische Fachbegriff dafür, dass die Bibel nicht allein das Werk menschlicher Autoren ist, sondern von Gott „inspiriert“ ist (wie auch immer das zu verstehen ist). Zum anderen lockt der Begriff der Inspiration auch damit, dass man sich von den Möglichkeiten und Ergebnissen der Arbeit mit der Bibelsoftware Accordance inspirieren lassen soll. So wird man zu neuen Einsichten über die Bibel als Wort Gottes in Menschenwort gelangen.

Accordance wird als Downloadprodukt angeboten, das modular erweiterbar ist. Das Starter-Kit wird derzeit (Stand: November/Dezember 2019) für 59,90 US$ angeboten. Sofort nach der Bezahlung erhält man Zugriff auf den Download des Installationsprogramms. Nach der Installation (bzw. des Upgrades von vorhandenen Accordance-Versionen <13) kann man über „Verbinden“ > „Installationsassistent“ das Programm veranlassen zu überprüfen, ob weitere Datenbanken und Textressourcen online zur Verfügung stehen. Dies ist dann der Fall, wenn man über die Accordance-Website, auf der man sich mit seinem Account eingeloggt hat, bestimmte Produkte (einzelne Ressourcen oder Pakete) gekauft hat. Wann immer man also etwas bei Accordance erfolgreich gekauft hat, kann man dies über den „Installationsassistenten“ beim nächsten Programmstart installieren. Auch Updates vorhandener (bereits erworbener und installierter) Produkte erfolgen darüber.

Die wichtigsten Neuerungen in Accordance 13 bestehen in folgenden Punkten:

  • ein aufgefrischtes Design mit optimierter Bedienung
  • Interaktive Tutorials
  • Umfangreiche Möglichkeiten der Hervorhebung von Texten
  • Neue Möglichkeiten zum Vergleich des masoretischen Textes der Hebräischen Bibel mit der griechischen Übersetzung (Septuaginta)
  • Import von PDF-Dokumenten

Das „Facelifting“ des Programmdesigns ist den neuen Eingabemöglichkeiten auf Touch-Screens geschuldet: Vor allem die Schaltflächen sind größer und einfacher zu erreichen. Unter macOS Mojave ist bereits ein „Dark Mode“ implementiert, und auch für Windows soll bald die invertierte Variante (helle Schrift auf dunklem Grund) zur Verfügung gestellt werden.

Mehr als 75 Tutorials führen Schritt für Schritt durch die Bedienung des Programms. Man kann sich also bestimmte Dinge, die man tun will (z.B. Veränderungen von Einstellungen, Suchroutinen usw.) vorführen lassen. Das sind keine Videotutorials, sondern interaktive Hervorhebungen und Erläuterungen, die auf der eigenen Benutzeroberfläche auftauchen und vom Benutzer Schritt für Schritt weitergeschaltet werden; der Benutzer kann also die Geschwindigkeit selbst steuern. Leider gibt es hier noch kleinere Probleme mit der deutschen Programmfassung, so dass das Tutorial an bestimmten Stellen nicht das tun kann, was es tun will. Hier kann man sich dann aber das Tutorial zu Ende anschauen (einfach weiterklicken, auch wenn nicht das passiert, was im Tutorial behauptet wird), sich die Schritte notieren und dann im Programm selbst nachvollziehen. Folgender Screenshot zeigt eine Auswahl der Tutorials:

Accordance 13 bietet viele verschiedene Möglichkeiten, biblischen Text hervorzuheben. Man kann Wörter z.B. einkreisen oder in einen Kasten setzen – tut man dies mit der Maus an einem klassischen PC/Notebook oder mit einem Stift auf einem Touch-Screen, dann sieht das zunächst etwas krakelig aus. Accordance macht aus den „handschriftlichen“ Kritzeleien dann schöne Kreise, Ellipsen, Rechtecke usw. Mit dem Whiteboard-Mode kann man auf der gesamten Programmoberfläche Markierungen aller Arten anbringen. Das ist z.B. für die Lehre sehr interessant: Man wirft die verschiedenen Bibelausgaben über einen Beamer auf die Leinwand und kann dann Wörter und Sätze sehr einfach markieren oder mit grafischen Elementen verbinden. Man kann also auf dem Bildschirm malen und markieren, wo immer man das tun will. Dieses Feature ist besonders für Touch-Screens gedacht. Folgender Screenshot zeigt nur sehr beschränkt, was da alles möglich ist:

Mit der separat zu erwerbenden Datenbank MT-LXX kann man intensive Vergleiche zwischen dem masoretischen Text der Hebräischen Bibel und der griechischen Übersetzung (Septuaginta) durchführen. So ist es z.B. leicht möglich herauszufinden, wo die Septuaginta das hebräische Wort בְרִית (bərît, „Bund“) mit dem Standardäquivalent διαθήκη (diathēkē) übersetzt und wo nicht. Der folgende Screenshot zeigt, wie dies in Gen 9,11 aussieht, wo die Septuaginta das übliche Wort verwendet. Dabei wurde unter dem Leittab „Hebrew Bible (Biblia Hebraica Stuttgartensia) die parallel angezeigte Septuaginta nach diathēkē durchsucht. Bei der Präsentation der Ergebnisse werden die einander entsprechenden hebräischen (hier eben bərît) und griechischen Wörter (diathēkē) hervorgehoben.

In folgendem Beispiel wurde unter dem Leittab „LXX Rahlfs Tagged“ (so bezeichnet Accordance ihre digitale Septuagintaausgabe) das Wort bərît in der parallel angezeigten hebräischen Bibel („HMT-W4“) gesucht. Im Ergebnis werden die einander entsprechenden Wörter hervorgehoben – in Gen 14,13 sieht man, dass die „Bundesgenossen“ Abrams (בַּעֲלֵ֥י בְרִית, baʿălê bərît) im Griechischen gerade nicht mit dem üblichen diathēkē ausgedrückt werden.

Dabei ist – je nach Suchabsicht – wie folgt vorzugehen: Man öffnet z.B. die hebräische Bibel (Leittab „Hebrew Bible (Biblia Hebraica Stuttgartensia)“) und fügt dann als Parallele die Septuaginta („LXX Rahlfs Tagged“) hinzu. Dann wechselt man in der Suchzeile (Lupe!) von „Verse“ auf „Wörter“ (s. die grüne Markierung im folgenden Screenshot). Sodann sucht man über die Funktion  Suche > Befehl eingeben > TEXT das Wort diathēkē in der Septuaginta – die Auswahl der Septuaginta als Suchversion ist in dem Fenster, das sich bei der TEXT-Suche öffnet, möglich (s. Screenshot, gelbe Markierung).

Bei der Präsentation der Ergebnisse werden alle sich entsprechenden Wörter hervorgehoben, wenn man mit dem Mauszeiger auf ein Wort fährt. Im Screenshot wurde die ESV mit den „Strong’s“ Codes hinzugefügt: Es wird dann nicht nur ein Wort in einer Version markiert, sondern auch das Pendant zum Hebräischen im Griechischen und im Englischen.

Weitere Tutorials zeigen noch differenziertere Möglichkeiten der vergleichenden Suche zwischen MT (hebräische Bibel) und LXX (Septuaginta, griechische Bibel).

Auf eine ähnliche Weise ist auch der Vergleich von Übersetzungen in moderne Sprachen möglich. In folgendem Beispiel wurde der Anfang von Ps 139 in der (alten!) Einheitsübersetzung (von 1980) und in der Zürcher Bibel von 2007 verglichen. Die Unterschiede werden nach einem bestimmten Farbschema markiert.

Die alte Einheitsübersetzung im Beispiel stammt aus einer früheren Accordance-Version. Derzeit (Stand: 5. Dezember 2019) sind leider beide Versionen der Einheitsübersetzung (1980 und 2016) in Accordance nicht verfügbar.