Erstellt: Oktober 2018
Autor des Testberichts: Prof. Dr. Thomas Hieke
Updates (neue Hinzufügungen zum Angebot in Logos 8 in Auswahl): Dezember 2018: Die neue Einheitsübersetzung 2016; März 2019: Die Heilige Schrift in der Übersetzung von Leopold Zunz, die so genannte „Rabbinerbibel„; Mai 2019: Link zur Notizen-Funktion in Logos 8 (s.u.); Juni 2019: Septuaginta deutsch (LXX-D), hg. von Wolfgang Kraus und Martin Karrer, Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 2009
Faithlife Corporation (formerly Logos Bible Software), Bellingham, Washington, USA (https://faithlife.com).
Unter www.logos.com (Englisch) und https://de.logos.com/ (Deutsch) kann man sich über die Features und Inhalte von Logos informieren.
Grundsätzliche Features von Logos werden in den Rezensionen zu Logos 7 und Logos 5 erklärt und hier vorausgesetzt.
Das Update auf Logos 8 wird automatisch durchgeführt, wenn man Logos 7 bereits installiert hat.
Das Motto der neuen Version Logos 8 lautet: „Analysieren. Visualisieren. Verstehen.“
Logos 8 hat ein leicht aktualisiertes optisches Design. Es kommt mit seinen größeren Schaltflächen denen entgegen, die Logos auf einem Display mit Touch-Eingabe verwenden.
Die Startseite kann nun individuell zusammengestellt werden. Man kann sich hier die wichtigsten Informationen und Ressourcen in Form von „Schnellzugriffen“ bereitlegen.
Die „Assistenten“ sind neu zusammengestellt worden und sollen helfen, die umfangreichen Ressourcen von Logos schneller zu bestimmten Bibelstellen oder Themen durchsuchen zu können. Je nach dem, welches Paket man von Logos besitzt, kann die Eingabe einer Bibelstelle in den Exegese-Assistenten oder den Bibelstellen-Assistenten zu einer Fülle an Informationen führen: zu textkritischen Anmerkungen, zu Wortstudien, zur Rezeption in jüdischer Literatur und bei den Kirchenvätern, zu Kommentarpassagen usw.
Bei den Werkzeugen gibt es nun ein Zeichenprogramm, das „Leinwand“ genannt wird. Damit lassen sich Bibeltexte einspielen und individuell anordnen. Mit Linien, Kreisen, Rechtecken usw. kann man Strukturen veranschaulichen. Mit Infokarten kann man Erläuterungen zum Text einspielen. Damit lassen sich interessante Lehrmaterialien für Katechese, Unterricht und Studium erstellen.
Logos 8 weist nun auch ein ausgefeiltes System für Notizen auf. Man kann seine eigenen Anmerkungen und Gedanken zu Bibelstellen und anderen Passagen eingeben und wiederfinden: in chronologischer Ordnung oder mit Suchbegriffen.
In Sachen Performance wirbt Logos mit schnelleren Suchen sowie einer doppelt so schnellen Indexierung der Bibliothek als in Logos 7.
Sehr interessant für Logos-8-Nutzer ist auch die deutschsprachige Web-App, mit der Logos 8 auch auf älteren Computern mit Internet-Zugang, auf Chrome-Books und unter Linux (!) funktioniert (s.u.).
Logos stellt mit der neuen Version auch wieder neue Ressourcen zur Verfügung. Zu nennen wäre unter den deutschsprachigen Angeboten z.B. das Wörterbuch zum Neuen Testament („Bauer-Aland“), die Elberfelder Bibel 2006, die Zürcher Bibel und – besonders hervorgehoben – Septuaginta Deutsch. Leider ist noch nicht alles unmittelbar verfügbar, s. den Blog von Benjamin Misja. Im Dezember 2018 ist die neue Einheitsübersetzung (2016) hinzugekommen, im März 2019 die „Rabbinerbibel“ von Leopold Zunz.
Weitere Neuigkeiten werden hier baldmöglichst nachgetragen.
Als Beispiel sei ein Ausschnitt aus meinem aktuellen „Arbeitsplatz“ gezeigt:
Als Beispiel für eine sogenannte Wortstudie sei eine Auswahl zum griechischen Wort ἐπιφαίνω, „erscheinen“, angeführt. Der Ausschnitt zeigt eine Reihe von Ressourcen, die Informationen zu diesem Lemma enthalten. Unter anderem werden auch die Belege bei Josephus angeführt. Klickt man darauf, so werden diese angezeigt. Auch eine englische Übersetzung kann man dazustellen. Schließlich sieht der Bildschirm etwa so aus:
Mithilfe des Werkzeugs „Leinwand“ lassen sich interessante Grafiken aus Bibeltext erstellen. Mit etwas Übung kann man damit sogar wie auf einer Kreidetafel arbeiten. Das Einfügen von Bibeltext über die Schaltfläche „Bibeltext einfügen“ eignet sich dabei nur dazu, längere Passagen, die man nicht groß verändern will, einzubauen. Das Einfügen von rechtsläufigem hebräischen Text klappt damit noch gar nicht. Will man an einem kürzeren Text oder an einem hebräischen Text arbeiten, ist es ratsam, einfach eine Textbox aufzumachen und den Bibeltext über das Werkzeug „Bibelverse kopieren“ einzufügen. Dann lässt er sich relativ problemlos neu arrangieren.
Ein erstes Beispiel visualisiert an meiner eigenen Übersetzung von Lev 19,9-10 die symmetrische, an ein Sechseck oder eine Wabe erinnernde Struktur der Verse.
Es ist immer wieder faszinierend, wie die priesterlichen Autoren selbst solche nüchtern wirkenden Vorschriften mit großer Liebe zum Detail (oder zum besseren Merken) formal gestaltet haben.
Das zweite Beispiel zeigt einen berühmten Bibelvers (Gen 2,23), dessen hochgradige Symmetrie und Ausgewogenheit, die auf die Ordnungsliebe der priesterlichen Autoren zurückgeht, nur am hebräischen Text so richtig sichtbar wird. Die Visualisierung habe ich von Reinhard G. Lehmann aus einer Tafelanschrift in seinem Hebräischunterricht übernommen.
Mit dem Menü der drei vertikalen Punkte links oben kann man die Option „Als Bild exportieren“ wählen und die „Leinwand“ dann als JPG- oder PNG-Bild abspeichern.
Man kann die als Bild abgespeicherte „Leinwand“ dann z.B. in eine Power-Point-Präsentation einbinden. Damit ist es auch möglich, einen „animierten“ Foliensatz zu erstellen, mit dem man einen Gedanken entwickeln kann. Das habe ich als Beispiel am Gebot der Gottesliebe in Dtn 6,5 und Mk 12,30 gemacht, um zu zeigen, wie das bei Mk 12,30 zusätzliche Element („mit deinem ganzen Denken“) aus „mit deinem ganzen Herzen“ von Dtn 6,5 heraus entstanden ist. In der alttestamentlichen Anthropologie ist das Herz der Sitz des Denkens und Planens des Menschen. Das griechische Wort für Herz kann das womöglich nicht ganz erfassen. Daher hat Markus das Denken zusätzlich hinzugefügt. Die Präsentation kann hier heruntergeladen werden: Dtn 6_5 Leinwand.
Die deutschsprachige Web-App von Logos 8 erreicht man unter https://app.logos.com. Beim ersten Aufruf ist ein Login mit Benutzername und Passwort nötig. Danach hat man ein abgespecktes Logos 8 vor sich und (je nach Schnelligkeit der Internetverbindung) Zugriff auf seine Ressourcen. Hier folgt ein Beispielbild aus Ubuntu 16:
Logos 8 hält eine neuartig strukturierte Notizen-Funktion bereit, mit der man seine eigenen Anmerkungen zu Bibeltexten festhalten kann. Dabei können verschiedene Notizenarten (zu Bibelstellen, zu Themen, Verbesserungsvorschläge für die Übersetzung usw.) in verschiedenen Notizbüchern sortiert werden. Mit einem Schlagwortsystem, das man selbst generieren und gestalten kann, sind die Notizen dann leicht wieder auffindbar. Hier gibt es nähere Erläuterungen in deutscher Sprache.
(to be continued …)