Lutherbibel-App 2017

Autor der Rezension: Benedict Schöning

Erstellt: Oktober 2016; getestet unter Android 6

Update: Die App ist aufgegangen in der Nachfolgeversion "Die-Bibel.de-App".

Einleitung

Die Lutherbibel 2017 ist ein Novum. Das gilt zunächst einmal für den Text an sich, vor allem aber für dessen mediale Aufbereitung. Denn erstmals ist der Text nicht nur als Buch, sondern auch als eigenständige App für iOS (ab iOS 8.1) und Android  (ab Android 4.4) zugänglich. Der Text ist im zeitgemäßen Layout für Smartphones und Tablets aufbereitet und bringt die Bibel dorthin, wo viele Menschen einen Großteil ihrer Aufmerksamkeit lenken: auf die mobilen Displays. Dass die App noch bis zum 31.10.2017 kostenlos ist, ist eine weitere Besonderheit, denn bisher waren aktuelle, dem Urtext verpflichtete deutsche Bibelübersetzungen nicht gratis verfügbar. Wichtig: Wer die App bis zum 31.10.2017 heruntergeladen hat, kann sie auch nach diesem Datum weiter kostenfrei nutzen.

Lieferumfang

In der App enthalten ist der vollständige Text der Lutherbibel 2017 inklusive Fußnoten und Querverweisen. Dazu gibt es ein Lexikon (leider ohne Suchfunktion oder Verlinkung der Bibeltexte), Kartenmaterial aus der gedruckten Ausgabe und gut in die App integrierte Lesepläne.

Benutzerführung

Die App begrüßt den Nutzer mit der Übersichtsseite „Aktivitäten“, von der aus manche aber nicht alle Funktionen erreichbar sind; zum Aufrufen der Medien muss man etwa dalu17app1s Menü bemühen. Die größte Schaltfläche führt direkt zur Bibellektüre, drei kleine zu den eigenen Lesezeichen, Notizen und Markierungen. Scrollt man weiter nach unten, finden sich die Bibellesepläne, Werbung für die Deutsche Bibelgesellschaft und ganz unten dann die zuletzt aufgerufenen Elemente Bibelstelle, Notiz, Lesezeichen und Markierung. Zu dieser Schnellübersicht gelangt man auch über den Menüpunkt Aktivitäten.

 

 

Kernfeature: Bibel lesen

Die Hauptfunktion der App ist die Anzeige der Lutherbibel. Der Bibeltext selbst lässt sich den eigenen Lesegewohnheiten anpassen. Man kann den Text vergrößern und verkleinern und aus einer von vier Schriftarten zur Darstellung auswählen. Die Textfarbe bleibt dabei immer Schwarz auf Weiß.
Der Text wird stets seitenweise angezeigt, man muss also seitwärts wischen, um weiterzulesen. Andere Apps bieten hier unendliches Scrollen nach unten und oben, was den Vorteil hat, dass man einen Vers oder Abschnitt immer im Ganzen anzeigen kann, ohne hin- und herblättern zu müssen.

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Über eine Schaltfläche mit drei übereinander angeordneten, sich verkürzenden Strichen (zwischen dem AA-Zeichen für die Schriftgröße und der Lupe) erreicht man die Bibelstellenauswahl. Dazu bieten sich erstaunlich viele Möglichkeiten. Man kann aus einem Feld von Schaltflächen zuerst das gewünschte Buch, dann das entsprechende Kapitel und schließlich direkt einen Vers anwählen. Hier wurde durch großzügiges Layout viel Platz vergeben, sodass gerade bei der Übersicht über die Bücher der Überblick verloren geht. Zudem wurden die Bücher trotz ausreichend Platz abgekürzt. Schade ist auch, dass man bei Auswahl eines konkreten Verses immer auf dem Beginn einer jeweiligen „Seite“ in der Textansicht landet – der gewünschte Vers steht also nicht immer ganz oben in der Anzeige.

Neben der Bibelstellenauswahl kann man auch direkt Überschriften innerhalb eines Buches ansteuern oder sich Bibelstellen anzeigen lassen, die zu einer Auswahl von Stichwörtern passen. Schließlich kann man auch die Bibelstelle komplett von Hand eingeben. Besonders sticht dabei die Möglichkeit hervor, auch alternative Buchbezeichnungen anzugeben. Die Eingabe kommt so auch mit „Kohelet“ statt „Prediger“ zurecht, sogar „Ecclesiastes“ funktioniert und zwar jeweils ausgeschrieben und abgekürzt. Die Schaltfläche verfärbt sich gut sichtbar, sobald man eine gültige Form eingegeben hat. Dabei ist man auch bei der Verwendung von Kommata, Punkten und Leerzeichen recht flexibel. Will man erneut eine Stelle angeben, landet man aber wieder bei der Auswahl der biblischen Bücher und braucht wiederum viele Schritte bis zur Textanzeige. Das ärgert vor allem, wenn man im gleichen Buch weiterlesen möchte.

Zum Bibeltext gibt es auch eine Volltextsuche. Diese listet alle Treffer mit Stellenangabe und -text übersichtlich auf. Über die erweiterte Suche kann man den Suchbereich einschränken oder zwischen einer UND oder ODER Sucher umschalten. Da die Volltextsuche sonst nur exakte Treffer findet, kann man mit * auch einen Platzhalter verwenden. Die Flexibilität einer lemmatisierten Suche, wie man sie aus Desktopsoftware kennt, bietet das leider nicht.

Weitere Features

Lesezeichen und Notizen werden immer an konkrete Verse angehängt, man kann also keine allgemeinen Notizen verfassen. Bei den Lesezeichen ist praktisch, dass man diese eigens benennen und sie so in der Übersicht schneller zuordnen kann. Um Notizen im Text aufzurufen, braucht es immer zwei Schritte, weil das Notizsymbol selbst die gleiche Auswahl bietet wie ein Tipp auf die Versnummer, nämlich ein Lesezeichen anzulegen oder eine Notiz einzugeben. Man kann Bibeltext auch in vier verschiedenen Farben markieren. Der schnellste Weg, um Markierungen, Lesezeichen und Notizen wieder zu finden, führt über die Aktivitätenseite.

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Derzeit gibt es in der App drei Lesepläne, die man jeweils abonnieren kann. Auf einer Informationsseite wird der Aufbau der Lesepläne beschrieben. Hat man einen solchen Plan abonniert, werden für jeden Tag Bibelstellen vorgeschlagen, die sich direkt anwählen lassen. Hier gelangt man in eine eingeschränkte Leseansicht, die nur die jeweilige Perikope umfasst. Man kann zwar die Anzeigeeinstellungen für den Text ändern, aber nicht im Kontext der Perikope blättern. Dazu muss man erst wieder in die Leseansicht wechseln – wozu ein Umweg über die Aktivitätenseite nötig ist. Praktisch ist die Erinnerungsfunktion bei den Leseplänen. So kann man sich täglich an die Bibellektüre erinnern lassen.
Über das Logo der Bibelgesellschaft im Menü gelangt man zu einer Registrierungsseite, die derzeit noch keine Funktion hat.

Handling

Die App bedient sich flüssig, das meiste funktioniert intuitiv, auch wenn an vielen Stellen umständlich viele Schritte nötig werden. Auch ist die Bedienung (zumindest bei der getesteten Android App) nicht ganz konsistent. Benutzt man aus der Leseansicht heraus die Zurücktaste, dann gelangt man nicht zur Aktivitätenseite. Stattdessen bietet die App an, sich zu beenden.

Fazit

Die App zur Lutherbibel 2017 ist auf jeden Fall gelungen, auch wenn die Benutzerführung noch Feinschliff braucht. Für die eigene Bibellektüre sind genug Funktionen enthalten, für die exegetische Arbeit wird man aber weiterhin Geld in die Hand nehmen müssen, um entscheidende Features auch auf mobilen Geräten nutzen zu können.